nmz – 02.05.2020

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Kulturtafel bringt Kultur nach Hause – „Machen Fußmatte zur Bühne“

Lübeck – Seit drei Jahren versorgt die Kulturtafel Lübeck Bedürftige mit Theater- und Konzertkarten. Jetzt ruht der Kulturbetrieb. Deshalb bringt der Verein die Kultur an die Haustüren der Bedürftigen. «Wir machen die Fußmatte zur Bühne», sagt Initiatorin Kristine Goddemeyer.

Ob Klassik, Literaturlesung oder Popkonzert – in der Corona-Pandemie verlagert sich der Kulturbetrieb zunehmend in die Sozialen Medien. Doch längst nicht jeder hat die Möglichkeit, diese virtuellen Angebote zu nutzen. Deshalb geht die Lübecker Kulturtafel einen anderen Weg. Mit kulturellen Hausbesuchen bringt die Einrichtung, die normalerweise nicht verkaufte Eintrittskarten für Theater- und Konzertveranstaltungen an Bedürftige vermittelt, Kultur bis an die Haustüren ihrer Kunden. «Wir machen die Fußmatte zur Bühne», sagte die Geschäftsführerin der Kulturtafel, Kristine Goddemeyer.

Etwa zehn Minuten dauert Goddemeyer zufolge jedes Konzert. Dabei bleibe der Musiker vor der Wohnungstür, so dass die vorgeschriebenen Abstände eingehalten würden. «Je nach Entfernung zwischen den Spielorten kann ein Musiker vier bis fünf Konzerte an einem Tag geben, bislang ist ein Konzerttag pro Woche geplant», sagte sie.

Mit den «Türschwellenkonzerten», wie die Kulturtafel die Mini-Darbietungen nennt, wolle man Kultur zu jenen Menschen bringen, die die digitalen Angebote nicht nutzen können. «Die meisten unserer Gäste haben wenig Geld, viele können sich keinen Computer und keinen Internetanschluss leisten», sagte die Chefin der Kulturtafel, die im Mai 2017 offiziell eröffnet wurde. Mittlerweile hat der Verein fast 13 000 gespendete Karten an registrierte Nutzer vermittelt.

Bislang haben sechs Musiker ihre Mitwirkung an der Aktion zugesagt. «Für die kommenden sechs Wochen sind die «Türschwellenkonzerte» also gesichert», äußerte Goddemeyer. «Wenn unser Angebot gut ankommt, denken wir darüber nach, den Künstlern mit Hilfe von Lübecker Stiftungen auch ein kleines Honorar zu zahlen«, kündigte sie an.

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