Lübecker Nachrichten – 02.12.2020

Lübecker Nachrichten – 02.12.2020

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Rettungsschirme für die Lübecker Kultur

Die Kulturtafel Lübeck will mit einer Hilfsaktion Partner unterstützen, die in Corona-Not sind

// Lübeck. Leer ist es im Foyer des kleinen Zaubertheaters in der Beckergrube. Wo sich sonst Gäste vor den Vorstellungen noch schnell etwas stärken, sind nun Schirme auf den Stühlen aufgespannt: „KulturRettungsschirm“ steht drauf, und die Regenschirme sollen nicht nur bei Regen schützen – sondern vor allem helfen. „Viele Lübecker Kultureinrichtungen sind durch die Corona-Krise in Not geraten“, sagt Kristine Goddemeyer, Geschäftsführerin der KulturTafel Lübeck e.V. – „wir möchten sie – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht im Regen stehen lassen.“

Die blauen Aktionsschirme seien nicht nur sehr praktisch in dieser Jahreszeit, schwärmt Bürgermeister Jan Lindenau, sondern ein weiteres Zeichen der Solidarität in der Stadt, die er unter den Lübeckern „sehr bewundert“. Lindenau ist „Schirmherr“ im doppelten Sinne, berichtet Goddemeyer und freut sich sehr, dass der Bürgermeister ihre Aktion unterstütze.

„Seit 2017 erhält die Kultur Tafel Unterstützungen von Dutzenden Partnern in der Stadt, die uns Restkarten für Bedürftige gratis zur Verfügung stellen – nun wollen auch wir etwas für unsere Partner tun, die in dieser Zeit in Not geraten sind“, sagt Goddemeyer. Der Rettungsschirm sei damit nicht nur ein Zeichen der Solidarität, sondern auch ein wichtiges Statement. Ihr Verein, der ehrenamtlich arbeite und Menschen aus allen sozialen Schichten die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen ermögliche, erhalte eine tolle Unterstützung durch die Partner, wie zum Beispiel dem kleinen Zaubertheater, das ebenfalls nicht verkaufte Karten für die Tafel spendet. „Nun aber sind wir gefragt, zu helfen“, sagt Kristine Goddemeyer.

Der gesamte Erlös aus dem Verkauf der Regenschirme lande in einem Topf, aus dem den Partnern in Not geholfen werde, erklärt Goddemeyer. Hierzu habe sie einen Aufruf an die Partner in der Stadt gestartet und freue sich über Rückmeldung, wo dringend Geld in der Kultur-Not gebraucht werde – eine Haltung, die Bürgermeister Lindenau sehr begrüßt. „Die Hilfsbereitschaft unter den Lübeckern ist sehr groß“, sagt er. „Die vielen Initiativen und Aktionen in der Stadt zeigen, dass man sich hier tatkräftig und von Herzen unter die Arme greift.“

Und auch die Stadt sorgt noch einmal für Unterstützung. Wie Lindenau sagte, sei am Montag in der Bürgerschaft ein zweites umfangreiches Kulturpaket beschlossen worden, das nun auf den Weg gebracht werde, um Betroffenen aus der Kultur-Branche zu helfen. Das erste Paket war im Sommer geschnürt worden – von insgesamt 1,2 Millionen Euro Hilfe seien noch 650 000 Euro übrig, die nun verteilt werden sollen. Die Kulturlandschaft der Stadt sei durch die Krise „stark ins Wanken“ geraten, fuhr Lindenau fort – er hoffe sehr, dass sie diese sehr schwere Zeit „halbwegs unbeschadet“ überstehe.

Und natürlich hatte der „Schirmherr“ auch gleich 20 Euro dabei, mit denen er offiziell den ersten Kultur-Rettungsschirm kaufte. „Ich bin extra im Nieselregen hierher, weil ich wusste,dass ich mir gleich einen Schirm mitnehme. Der hilft dann ja quasi doppelt.“

Von Schabnam Tafazoli

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