Lübecker Nachrichten – 01.05.2022

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Kultur beflügelt. Seit fünf Jahren vermittelt die Lübecker Kulturtafel Tickets kostenlos an Bedürftige – Aktionen zum Jubiläum

Lübeck// ,,Dank eurem Angebot kann ich meinem Sohn kulturelle Bildung ermöglichen. Wegen unserer finanziellen Lage wäre das ohne die Kulturtafel nicht möglich. Dafür reicht das Geld einfach nicht. Aber mir ist es so wichtig, meinem Sohn Kultur nahezubringen! Später soll er dann selbst entscheiden, was er daraus macht. Aber wenn er in jungen Jahren nicht mit Kultur in Berührung kommt, ist das ein Verlust, den er später nicht
mehr aufholen kann.“ Diese Zeilen stammen von einer alleinerziehenden Mutter, die seit 2017 mit ihrem Sohn das Angebot der Lübecker Kulturtafel nutzt und kostenlos Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen besuchen kann.

Seit fünf Jahren vermittelt die Kulturtafel Lübeck nicht verkaufte Eintrittskarten für Theater, Konzert, Museum an Menschen mit geringem Einkommen. Mehr als 2000 Lübecker kamen bereits in den Genuss einer solchen Karte. „Durchschnittlich vermittelt die Kulturtafel 5000 bis 6000 Eintrittskarten pro Jahr an ihre bedürftigen Gäste. Natürlich konnten wir diese Zahl während der Corona-Pandemie nicht halten, aber das ist der Durchschnittswert der Vergangenheit“, sagt Kristine Goddemeyer. Sie hat vor fünf Jahren die Initiative ergriffen zur Gründung der Tafel. Die gebürtige Lübeckerin mit Erfahrung im Kulturleben stieß auf offene Ohren in den Kultureinrichtungen, die nicht verkaufte Karten an die Tafel gaben.

Finanzielle Unterstützung

Nach fünf Jahren freut sie sich nun auch erstmals über eine finanzielle Unterstützung der Hansestadt Lübeck. „Wir sind sehr glücklich, dass uns neben der großzügigen Förderung durch die Possehl Stiftung nun auch die Hansestadt Lübeck unterstützt und so unsere Arbeit absichert.“ Wünschenswert sei natürlich eine langfristige institutionelle Förderung durch die Stadt. Anerkennung für das Engagement des Vereins mit etwa 70 Mitgliedern gab es auch schon von der großen Politik: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Arbeit des Vereins im Rahmen der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit im Oktober 2021 gewürdigt.

Nach den lähmenden zwei Coronajahren mit sehr eingeschränkten Kulturangeboten kann es jetzt wieder losgehen, doch viele Veranstalter klagen über zurückhaltendes Interesse viele Menschen seien noch vorsichtig. Deshalb hat die Kulturtafel jetzt ein „Luxusproblem“ – von den Veranstaltern bekommen sie mehr Tickets als sonst, und die sieben Ehrenamtler haben viel zu tun, alle Tickets an Interessenten zu vermitteln. Wie auch die Essens-Tafeln spürt die Kulturtafel einen wachsenden Bedarf. ,,Die Preise steigen, Armut wird zum Thema, und die Zahl der Anmeldungen steigt auch bei uns“, sagt Goddemeyer.

Kultur beflügelt

Anlässlich des Jubiläums startet sie die Aktion „Kultur beflügel“: Vom 2. Mai bis zum Juni zieren goldenen Engelsflügel das Schaufenster der Geschäftsstelle der Kulturtafel in der Wahmstraße 87. Lübecker sind eingeladen, sich davor fotografieren zu lassen. Wer sein Foto per E-Mail an die Kulturtafel schickt und kurz schreibt, warum ihn Kultur beflügelt, nimmt an einer Verlosung teil. Zu gewinnen gibt es ein Privatkonzert mit dem Pianisten Daniel Fritzen am Flügel im Haus Eden. Fünf Gewinner werden ausgelost, die zu dem Privatkonzert eingeladen werden und jeweils zehn Gäste mitbringen dürfen.

Als Erster posiert der neue Botschafter der Kulturtafel, Nils Landgren, mit seiner roten Posaune vor den Engelsflügeln und sagt: „Kultur beflügelt, das erlebe ich jeden Tag von neuem! Mit meiner Musik probiere ich Neues aus, verbinde Gegensätze, baue Brücken und bringe Menschen zusammen. Genau das, was ich im Jazz mache, macht auch die Kulturtafel mit ihrer Arbeit. Deshalb passen wir so gut zusammen und ich freue mich sehr, die Kulturtafel als Botschafter zu unterstützen.“ Und ab sofort gibt es die Kulturtafel auch „to go“. Für 10 Euro kann eine Schiefertafel mit dem Schriftzug „Kulturtafel Lübeck“ in der Geschäftsstelle gekauft werden, der Erlös kommt der Arbeit des Vereins zugute. (von Petra Haase)

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