Kultur für alle
// Vor einem dreiviertel Jahr hat Kristine Goddemeyer die KulturTafel Lübeck gegründet – im Gespräch mit delüxe zieht sie eine bisher durchweg positive Bilanz.
Es sind Geschichten wie die einer Mitte 50-jährigen Frau aus Lübeck, die Kristine Goddemeyer, Geschäftsführerin der KulturTafel Lübeck, rühren und antreiben. „Die Dame rief mich nach einem Theaterbesuch an und bedankte sich unglaublich herzlich. Sie sei seit 12 Jahren nicht im Theater gewesen, weil ihr das Geld fehle. Dazu leide sie an Depressionen. Der Abend habe sie so glücklich gemacht und sie sei sehr dankbar für die neu eingerichtete Institution“
Eın dreiviertel Jahr ist es her, dass Kristine Goddemeyer die KulturTafel mit Fördermitteln der Possehl-Stiftung ins Leben gerufen hat. „Die Idee ist, arbeitslosen Lübeckern, Alleinerziehenden, einkommensschwachen Familien, Rentnern mit Grundsicherung, mittellosen chronisch Kranken und Flüchtlingen kostenlos Eintrittskarten zur Verfügung zu stellen, um am kulturellen Leben in unserer Stadt teilnehmen zu können. Und dabei geht es ausschließlich um Karten die nicht verkauft wurden, also um Plätze, die anderenfalls leer bleiben wurden“, sagt Goddemeyer. Die Idee dahinter ist nicht ganz neu. in Städten wie Berlin, Marburg oder Munchen gibt es bereits Institutionen ähnlich der KulturTafel. „ln Lübeck, einer Stadt mit einem unheimlich großen und vielfältigen kulturellen Angebot, fehlte diese Einrichtung bisher.“
Und dabei ist sich Goddemeyer sicher, dass von der KulturTafel alle profitieren: „Es ist eine Win-Win-Situation. Für den Künstler und für die Stimmung ist ein ausverkauftes Haus immer schöner. Und die Karten, die sonst verfallen würden, machen unseren Gästen eine unheimliche Freude.“ Das Konzept sieht vor, dass immer zwei Karten an eine Person weitergegeben werden, so dass der Besuch in Begleitung erfolgen kann. Die Karten werden am Abend auf den jeweiligen Namen an der Kasse hinterlegt und vor Beginn der Vorstellung von den Gästen abgeholt. Dabei muss vor Ort kein Einkommensnachweis erbracht werden, der jeweilige Bescheid wird vorher bei der Anmeldung bei der KulturTafel vorgelegt. An dem Abend selber ist man also ein Theaterbesucher wie jeder andere.
„Ich freue mich sehr über die tolle Beteiligung der Kulturinstitutionen“, sagt die Lübeckerin, die nach ihrem Studium in Bamberg etliche Jahre für das Schleswig-Holstein Musik Festival tätig war. „Christian Kuhnt, lntendant des SHMF, zählte daher auch zu den ersten, die ich angesprochen habe als es um die Idee ging- und er gehörte neben vielen Anderen zu den Befürwortern des Konzeptes“, freut sich die 36-Jährige. Dank der Unterstützung kultureller Einrichtungen wie dem Theater Combinale, dem Volkstheater Geisler, dem Theater Lübeck, dem Hansemuseum, St. Petri und vielen weiteren sowie der ehrenamtlichen Helferfällt der Rückblick auf die letzten Monate deshalb sehr positiv aus. Neben den Kulturinstitutionen sind es aber auch immer wieder Privatpersonen,die ihre Eintrittskarten in dem Büro in der Wahmstraße abgeben, damit diese nicht verfallen.„lch finde es unheimlich schön,dass bereits gekaufte Karten gespendet werden, um anderen damit eine Freude zu machen“, sagt Goddemeyer.
Das Projekt ist bislang für ein Jahr durch die Possehl-Stiftung finanziert. „Wir hoffen natürlich sehr, dass es weitergeht und sind darüber hinaus auch auf zusätzliche Spenden angewiesen“, so die Geschaftsführerin, „damit die KulturTafel langfristig gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen kann und somit bedürftigen Lübckern wieder zu Lebensqualität verhilft.“ (von Levka Helmke)