Wochenspiegel – 26.07.2017

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Dank der Kulturtafel Schönes erleben.

Viele Geringverdiener nutzen gern die vielfältigen Angebote, die ihnen der noch junge Verein macht

// Lübeck. Immer mehr Rentner arbeiten „nebenbei“, um ihr schmales Auskommen im geringfügigen Rahmen etwas aufzubessern. Wie viele Alleinerziehende haben sie zu wenig Geld, um sich neben den Kosten des Alltags Kultur leisten zu können. So wie Gisela Lippert aus Lübeck, die in jungen Jahren gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen Ehemann selbstständig und in den letzten Jahren als Kassiererin tätig war. Heute ist ihre Rente gering. „Kultur fällt da weg“, sagt sie. „Ich gehe selten mal vergünstigt ins Kino“, bedauert sie. Seit kurzem gehört die Lübeckerin zu den 560 Gästen der Kulturtafel, die ebenfalls ein geringes Einkommen haben oder staatliche Unterstützung erhalten und die Angebote des Lübecker Vereins nutzen. Als absoluter Jazzfan konnte sie kürzlich ein Konzert in der Musik- und Kongresshalle (MuK) erleben. „Till Brönner!“, schwärmt die Senioren. Grundsätzlich ist sie auch offen für klassische Musik, Lesungen, Komödien und Aufführungen beim Stadttheater.

Eintrittskarten für Lübecker mit geringem Einkommen

Kristine Goddemeyer, Geschäftsführerin der Kulturtafel Lübeck, freut sich über die positive Resonanz des jungen Vereins. Er schafft mehr Vielfalt in den Veranstaltungssälen, indem Lübecker Theater, Kinos, die MuK, das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF), die Kulturkirche St. Petri oder die Musikhochschule Lübeck arbeitslosen Lübeckern, Geringverdienern, einkommensschwachen Familien, mittellosen chronisch Kranken, Menschen mit Behinderungen und Flüchtlingen kostenlos die Eintrittskarten zur Verfügung stellen, die nicht verkauft wurden.

Kartenvergabe mittels Zufallsprinzip

Auch Nicole Großmann gehört zu den Gästen der KulturTafel. Die allein erziehende Mutter von zwei Kindern arbeitet in der Zeit, in der ihr jüngster Sohn vormittags im Kindergarten betreut wird. „Kultur war bislang auch bei uns nicht möglich“, sagt sie. Als Gast der Kulturtafel hat sie bereits ein Blueskonzert im CVJM besucht und war gerade kürzlich beim Theater 23 im Falkenbad. Weitere Lübecker mit geringem Einkommen melden sich gerne bei der KulturTafel an. Mittels Zufallsprinzip einer Datenbank werden die Karten vergeben. Wer schon einmal Nutznießer war, „schließt sich virtuell hinten wieder an“, so Kristine Goddemeyer.

Engagement für die Kulturtafel Lübeck

„Es handelt sich um eine reine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, unterstreicht sie die Vorteile des Konzeptes. „Es gelingt uns, ein bisher unerreichtes Publikum anzusprechen, das in der Zukunft vielleicht zum zahlenden Gast wird. Kein Künstler spielt zudem gerne vor leeren Rängen“, ist sie auch begeistert vom Engagement der Veranstalter. Neu hinzugekommen sind Figurentheater, Bücherpiraten, Freilichtbühne, Lübecker Sommeroperette, Theater 23, Trave Jazz, Volksbühne Geißler, Theater Partout und Combinale. Die Eintrittskarten werden hinterlegt und vor der Vorstellung unter Angabe des Namen abgeholt. „Neulich konnte ich etwas völlig Neues ausprobieren, was ich sonst nie gemacht hätte“, erzählt Nicole Großmann. Mit einer Freundin besuchte sie den Poetry Slam in der Petri Kirche und war begeistert. (mpa)

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